Grüne und VCD antworten der Jungen Union zur Steigerwaldbahn

In der letzten Ausgabe der Fundgrube haben die Sprecher der Jungen Union die Bemühungen der Grünen und des VCD um die Reaktivierung der Steigerwaldbahn stark kritisiert. Sie würden Fakten nur einseitig darstellen und unbequeme Wahrheiten leugnen. 

 

Sind das also einfach nur Wunschträume? Denn auch die Kreistage von Kitzingen und Schweinfurt haben sich mit großer Mehrheit (auch der CSU) für eine Prüfung der Reaktivierung der Steigerwaldbahn ausgesprochen. Und in den beiden bisherigen Untersuchungen wurde der Strecke durchaus Potenzial bescheinigt. Kann die Steigerwaldbahn nicht doch ein wichtiger Teil eines guten öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region sein? 

 

Schon vor genau 30 Jahren hat „Das bessere Verkehrskonzept für den Landkreis Kitzingen“ folgende Aussage formuliert: 

 

„Die Frage der Mobilität und die Herausforderungen, die die Klimakatastrophe mit sich bringen, sind eng miteinander verknüpfbar. Wenn wir es in den kommenden Jahrzehnten nicht schaffen, unsere öffentlichen Verkehrsangebote attraktiver zu gestalten und echte Alternativen dem Auto entgegensetzen, dann werden wir unsere Ziele nicht erreichen.“ 

 

Bereits damals hat das 50seitige Papier der Grünen die Probleme auf den Punkt gebracht. 

Das Wesentliche war schon damals klar: der individuelle Verkehr auf der Straße bringt keinen echten Fortschritt. Die Zeiten, die man zur eigentlich unproduktiven Fortbewegung zum Arbeitsplatz oder Einkaufen benötigt, haben sich im Vergleich zu früher erhöht. Man muss immer weiter fahren, um die täglichen Wege zu erledigen. Unsere Abhängigkeit vom Auto hat beständig zugenommen. Alternativen wurden vernachlässigt. Heute ist der Verkehr das „Sorgenkind“ des Klimaschutzes und wird auch von immer mehr Menschen als belastend erlebt.

 

Wie kann also die Steigerwaldbahn zu einer besseren und nachhaltigen Mobilität beitragen? Die Bahn alleine wird es sicher nicht richten können. Wenn man ernsthaft die gesetzten Klimaziele angehen will, bildet sie aber einen wichtigen Baustein unserer zukünftigen Mobilität. Der Bus fährt über viele Dörfer und steht an den Stadträndern genauso im Stau des Individualverkehrs. Bietet er den Fahrgästen also eine wirkliche Alternative zum eigenen Auto? Die Bahn hingegen fährt schnell und komfortabel direkt in die Städte hinein. 

Natürlich führt die Steigerwaldbahn nicht durch jeden Ort. Natürlich müssen andere Angebote des ÖPNV darauf abgestimmt werden. Natürlich ist auch klar, dass es zwischen Großlangheim und Kitzingen keine Schienen mehr gibt. Aber für all das gibt es Lösungen. Dazu braucht es jedoch die Bereitschaft, diese ernsthaft anpacken zu wollen!

 

Was die Schiene angeht, so hat sich die Stadt Kitzingen anders entschieden als die Städte Schweinfurt, Gerolzhofen und Volkach. Diese sehen eine gute Möglichkeit, schienengebundenen Verkehr in ihre Verkehrskonzepte einzubinden. Buslinien, die parallel zur Strecke führen würden abgelöst und könnten stattdessen ergänzende Strecken fahren. So profitieren mehr Menschen im Landkreis vom ÖPNV.

Öffentliche Verkehrsmittel müssen öfter und regelmäßig fahren, so wie das auch zu und in Städten der Fall ist. Hier geht es um gleichwertige Lebensverhältnisse von Stadt und Land.Tarife müssen vergünstigt und mit angrenzenden Regionen vernetzt werden. Teils gibt es ja bereits Verbundsysteme.

 

Die Gegner der Steigerwaldbahn - und hier schließt sich der Kreis zur Jungen Union – kritisieren die Reaktivierung wegen zu hoher Kosten. Das ist nicht ganz nachvollziehbar. Wenn die Sanierung des nördlichen Teils der Steigerwaldbahn (nur für diesen gibt es eine Schätzung) 27 Mio. € für 20 km Bahnstrecke kostet, dann ist das zu teuer. Beim vierspurigen Ausbau der B286 auf 4 km Länge klagt hingegen niemand über die Kosten von 35 Mio. €. Wo ist da die Logik?

 

Wer ernsthaft daran interessiert ist, auf dem Land Verbesserungen der Infrastruktur umzusetzen, muss Verkehr in Zukunft anders denken. Eine notwendig gewordene Verkehrswende kann nur funktionieren, wenn man es schafft, dem öffentlichen Verkehr eine deutlich größere Bedeutung zu geben. Bahn, Bus und bedarfsgesteuerte Systeme müssen sich zu einem integrierten Angebot verbinden. So können für alle Menschen Mobilität ermöglicht und unsere Abhängigkeit vom Auto verringert werden. Sowohl Taktung, Preis und Vernetzung mit weiterführenden Beförderungsmöglichkeiten bestimmen letztlich das Verhalten der Fahrgäste. Hier gilt: das Angebot regelt die Nachfrage, nicht umgekehrt.

 

Die Bahn ist ein erprobtes und modernes Verkehrsmittel. Sie fährt auf nichtelektrifizierten Strecken bereits zum Teil mit Wasserstoff oder batterieelektrisch. Die Idee von „autonom fahrenden Wasserstoffbussen kombiniert mit einem Schnellradweg“ der Jungen Union hingegen wirft viel Fragen auf: Trassenbreite, Sicherheit, Kreuzungen, Kapazität, Geschwindigkeit?

 

Am Ende bleibt die Aufforderung an alle Menschen in der Region, ergebnisoffen nach guten Lösungen zu suchen. Hierzu gehört auch, erst einmal die Potenzialanalyse, die in Arbeit ist, abzuwarten. Die Mentalität „Wir gegen Die“ hat noch nie Fortschritte gebracht. Eine lebenswerte Zukunft gibt es nicht ohne nachhaltige Mobilität – das sind keine Wunschträume!

(udr)